Heute vielleicht mal ein allgemein nützlicher Artikel. Über meinen Kampf mit dem Dax und der „Markttechnik“. Markttechnik ist eine Tradingmethode welche davon ausgeht, daß Trends sich „logisch“ darstellen lassen. Hoch, Tief, höheres Hoch, höheres Tief, noch höhreres Hoch, noch höheres Tief etc.

Das will einem sagen, daß es in Trends Rücksetzer gibt, diese sind sozusagen notwendig, damit sich ein neues weiteres Top ausbilden kann.
Soweit so einfach. Man muss nur den gegenwärtigen Trend erkennen, den stop-loss auf das letzte Zwischenhoch/-tief legen und dann läuft die Tradingposition sozusagen von selbst in die Gewinnzone.
Den Trend zu erkennen ist da schon nicht mehr so einfach, aber schon logisch. Man nehmen den Dax in Stundenkerzen zum jetzigen Zeitpunkt ( 05.03, 19:26 Uhr ):

Logisch eindeutig ist das ganze ja schon: wenn zu einem Hoch kein höheres Hoch folgt, dann befinden wir uns in einem absteigenden Trend – welcher durch ein niedrigeres weiteres Tief bestätigt wird. Damit man nicht die Frage nach der Trendrichtung stellen muss, wird über die Trendrichtung „erst“ bei „Über-Unterschreiten“ des vorherigen Hochs/Tiefs entschieden.

Also wenn man das erste Hoch links als möglichen Beginn eines fallenden Trends ansieht, dann ist das darauffolgende neue tiefere Hoch die Bestätigung zum fallenden Trend. Hoch, Tief, niedrigeres Hoch => fallender Trend. Sauber.
Die orange eingezeichnete Linie ist jetzt „irgendein Zeitpunkt“ nach dem zweiten tieferen Hoch. Da kann man aber noch nicht sagen, ob man den Trend richtig gesehen hat. Es könnte schließlich noch nach weiter nach oben gehen ( schwarzer Pfeil ). Also muss man mit dem Trade erst warten, bis der grün eingekreiste Punkt erreicht ist – da wird das vorherige Tief unterschritten. Da setzt man dann „endlich“ auf den fallenden Trend und liegt häufig richtig. Danach kommt ein weiteres Hoch, welches aber tiefer als das vorherige liegt und dann kommt endlich die Stelle, wenn der chart weiter nach unten fällt und für den Trade auf fallenden Trend „endlich“ in die Gewinnzone läuft.
Das ganze beinhaltet eben auch Kursverluste – und nicht wenig, da man den stop-loss auf Höhe eines vorherigen Zwischentiefs/oder -hochs setzt. Auch logisch – wenn das vorherigen Zwischenmaximum gegen den erkannten Trend überschritten wird dann ist der Trend ja „kaputt“.
Es lief hier konkret ja wie im ersten Bild zum Dax-chart weiter.

Also Trend wurde richtig erkannt ( Punkt 1,2 und 3 ). Bei Punkt 4 wurde auf fallende Kurse getradet. 5 ist der darauffolgende „Rücksetzer“ im Trend, Punkt 6 befindet sich dann in der Gewinnzone zum Trade, 7 ist wieder ein Rücksetzer ( bei dem man sich auch fragen kann, ob jetzt nicht ein steigender Trend einsetzt, weil dieser Punkt ja höher als 5 ist – liegt aber immer noch tiefer als 3, also passt noch mit dem fallenden Trend ). Und Punkt 8 ist dann nochmal die Bestätigung, daß man mit der Markttechnik richtig gelegen hat.
Nachteil ( sofern man das als Nachteil sieht ): die obige Bewegung im DAX lief über einen Monat. Der maximale Gewinn ( also Punkt 8 gegenüber Punkt 2 ) liegt bei ca. 150 Punkten. Und 7 liegt etwa 250 Punkte über 2, das ist das Minus welches erlaubt ist, bevor die Gewinnzone erreicht wird.
Bei Punkt 8 hätte man jetzt ja auch denken können „ok, Trend bestätigt, ich lass das weiter laufen, wenn der Trend weiter so läuft dann kommt ja demnächst noch mehr Gewinn“. Aber wenn man den stop loss von 1 auf 3 und 7 immer nachgezogen hat, dann würde nach Punkt 8 bei den steigenden Kursen der stop gerissen. Trade „kaputt“, Verlust wird verbucht.
Doof. Logisch konsequent, es gibt auch bestimmt bessere = passendere Chartverläufe für die Anwendung der Markttechnik-Methode und auch andere Zeitrahmen ( intraday, auf 15-min Kerzenbezogen, auf 30-min-Kerzen bezogen etc.. )
Was ist denn jetzt der Lerneffekt aus dem bis jetzt geschriebenen ?
Also folgendes: die Markt-technik-methode ist schon richtig cool und auch recht idiotensicher. Das klingt böse, soll es gar nicht. Aber auch hier gilt wie immer: man muss Glück haben, sonst wird man ausgestoppt.
Natürlich hat man im vorher angeführten Beispiel stolze 150 Punkte machen können, Aber auch da ist wichtig: wann mache ich den Sack zu ? Reichen mir 150 Punkte für nen Monat warten ? Man kann ja nie sagen, wie weit eine Bewegung läuft. Und ne „kleine“ positive Rendite ist immer noch besser als ein negatives Ergebnis. Man sollte ja auch schon mit „wenig“ zufrieden sein. Schließlich konkurriert dieses Trading ja mit Geldanlage in Fonds oder ETFs oder Spareinlagen mit Zinsen von 0 bis 10 Prozent im Jahr. Bei 1% im Monat kommt man immer noch auf 12%. Und da sind andere neidisch drauf. ABER Das wären 12 Trades, die geklappt haben. Wenn man die üblichen 50/50 für nen positiven Treffer auf längere Sicht ansetzt dann macht der stop-loss mehr Verlust als ein Gewinntrade. Dann lohnt sich der ganze Aufwand ja gar nicht.
Also was tun ?
Es kann natürlich an der aktuell betrachteten Periode liegen, dass mit Markttechnik keine großen Erfolge zu verzeichnen sind. Oder am betrachteten Wert ( DAX ). Was ich aber in den letzten Tagen über mich selbst gelernt habe: rückblickend ist es für mich einfach, Trends und Kanäle zu erkennen. Wenn ich einen Trend erkannt habe und mich dann endlich mal entschlossen habe diesem zu folgen ist es aber meistens schon recht spät. Nicht ganz zu spät, aber der Trend ist eben schon weit fortgeschritten und es ist nicht mehr viel zu holen bzw. der Trend müsste noch einige Zeit andauern um mir wirtschaftlichen Erfolg zu bescheren.
In der Vergangenheit habe ich dann zwei Dinge versucht: einen „straddle“ ( also gleichzeitig auf steigend und fallend zu setzen ), in der Erwartung den Trendwendepunkt zu erwischen und dann vom Gegentrend zu profitieren. Das ist gelinde gesagt nicht gut gelaufen und hat mir die größten Verluste beschert.
Oder die andere Variante: nur gegen den Trend zu setzen und dranzubleiben und dem Verlust beim grösserwerden zuzugucken – irgendwann wird’s mal wieder drehen und dann auch wieder in meine persönliche Gewinnzone laufen. Damit die nicht verfehlt wird kann ich ja auch nachkaufen. Aber auch das hat zu schmerzhaften Verlusten geführt weil ich einfach nicht der Typ bin 7m 2000 Punkt im DAX in die falsche Richtung mitzugehen und dabei auch noch die Positionsgrösse zu erhöhen. Hätte im November letzten Jahres zb geklappt ( ich war Long, der dax fiel, ich hätte einfach nur abwarten müssen ), aber der Rücksetzer wurde mir dann mit vergrößerter Position einfach zu unheimlich. ( wenn man mit zb 300 Punkten Rücksetzer rechnet, es dann aber 500, 800, 1000 Punkte werden und ein Ende nicht absehbar ist …).
Und was jetzt tun ?
Logisch denken: wenn ich schon den Trend immer zu spät erkenne, dann muss ich eben schon in nem erkannten Trend ruhig bleiben und auf Signale für eine Trendwende setzen. Kleine Rücksetzer mit engem stop traden – dann bin ich früh mit dabei. Oder auf einen außergewöhnlich starken Rücksetzer als Einleitung zur Trendwende warten. Es gibt keine Garantie, dass es sich dabei nicht um einen Fehlausbruch handelt. Aber für mich persönlich scheint das eben die Strategie mit den kleinsten Misserfolgen zu sein. Also sozusagen Markttechnik, nur eben immer schon auf Signale für die Trendwende warten. Was natürlich in Zeiten von konstanten Trends sehr frustran sein kann und Zweifel erzeugt. Aber hat ja keiner gesagt, dass Geld verdienen an der Börse einfach ist. Es KANN einfach sein – es gibt ja nur 2 Optionen, entweder auf steigende oder fallende Kurse setzen. Aber wenn man das nicht zufällig sondern als Resultat von Analysen und Überlegungen machen möchte kann es sehr schwer werden und sich deppresiv entwickeln 😉